Kevin Roy Lewin

Gründer des Austrian Youth Ballet

Prof. Sir. Roy Kevin Lewin war Gründer des AYB und Mitbegründer der Fachschule für Ballett und Tanz. Am 23.9.2014 schied Herr Lewin unerwartet aus dem Leben.
Ihm zu Ehren werden in Zukunft auf dieser Seite sein Wirken und seine Ideen dargestellt und veröffentlicht.

Wo du bist und wo ich sei,
Ferneweg und nahebei.

Überall und auch indessen
werd' ich deiner nicht vergessen.

Dein gedenk' ich, still erfreut,
selbsten in der Einsamkeit.

Ja, im dicksten Publikum
schwebt mein Geist um dich herum.

(Wilhelm Busch)

Nachruf

Prof. Sir Kevin Roy Lewin

Ein Begleiter, Berater, Motivator und Lebenspartner hat am 23. September 2014 völlig unerwartet bei vielen von uns eine Lücke hinterlassen, die nur sehr schwer wieder zu füllen sein wird. In den gerade einmal 57 Jahren, die ihm vergönnt waren, sind es dennoch so viele Menschen, die seiner heute gedenken wollen und ihm danke sagen. Hier und heute sind Menschen versammelt, die ihn seit der ersten Sekunde seines Lebens begleitet haben bis hin zu solchen, wie meine Wenigkeit, die leider nur ein paar Jahre lang das Glück hatten Kevin zum Freund zu haben. Jeder von ihnen hatte sicherlich seine ganz persönlichen eindrucksvollen Momente mit diesem außergewöhnlichen Menschen. All diese Erlebnisse und Augenblicke sollten in einer Rückschau auf einen Lebensweg Erwähnung finden. Allein es waren so unzählig viele, dass ich das hier und jetzt nur anstreifen kann. So gestatten Sie mir nur ein paar „nice little facts“ über Kevin zu erzählen.

Kevin wurde am 18.7.1957 in Ramsgate im Distrikt Thanet der in Kent liegt, als jüngstes von vier Kindern geboren. Seine Brüder Robin und Clive und seine Schwester Wendy waren in den fünf Jahren zuvor auf die Welt gekommen – alle Kinder waren also altersmäßig nah beinand‘. So war es nicht verwunderlich, dass die Kinder auch viel zusammen spielten.

Eines Tages, als Kevin und Clive wieder einmal beim Hänseln der Mädchen aus der Umgebung erwischt wurden, wurden sie zur Strafe in den Tanzunterricht der Ballettschule gesteckt und mussten sich dort auf dem Boden sitzend den Ballettunterricht ansehen. Keiner hätte je gedacht, dass aus dieser Erziehungsmaßnahme, die die Burschen offentsichtlich doch sehr ernst nahmen, die Initialzündung für eine tänzerische Laufbahn werden würde.

Das Tanztalent hatten Kevin, Wendy und Clive von ihrer Mutter Frida geerbt, die eine leidenschaftliche Stepp-Tänzerin war und ihre Fähigkeiten als Kostümnäherin gerne der Weguelin School of Russian Ballet zur Verfügung stellte, in der die drei Kinder ihre Tanzausbildung bekamen. Die ganze Familie wurde bei Aufführungen der Ballettschule eingebaut. Selbst der nicht tanzende Vater und Robin der Älteste, der Kinder mussten zumindest als Statisten oder Bühnendeko Verwendung finden.

Kevin hatte als Kind unzählige Preise bei Tanzfestivals gewonnen. Und so war es nicht verwunderlich, dass er mit 17 Jahren zusammen mit Wendy und Clive 1974 an die Oper nach Graz kommen durfte. Der damalige neue Ballettchef Orlikowsky, der zusammen mit dem Leiter der Weguelin School Herrn Rovi Pavinoff getanzt hatte, brauchte damals junge Tänzer und die drei Lewins wurden gleich im Ganzen entsandt.

Unter Orlikowsky tanzte Kevin in der Rolle des Clowns im Musical „Feuerwerk“ und in „Tarantella“ in der Rolle eines Travestiten in Spitzenschuhen - wurde also gerne für komische Rollen eingesetzt – hatte aber auch in Romeo und Julia zuerst den Benvolio und dann den Mercutio getanzt. Als Kathy zur Oper kam, tanzte er gerade das Solo im russischen Tanz im Schwanensee und spielte in Dornröschen den Zeremonienmeister.

Das Thema Gesundheit hatte Kevin, wie jeden Tänzer immer schon interessiert. Aufgrund eines Unfalls, der ihn mehrere Monate ausfallen ließ, entschied er sich dann ein zweites berufliches Standbein aufzubauen und absovierte 1985 eine Heilmasseurausbildung, die er dann stetig durch zahlreiche weitere Ausbildungen zu einem ganzheitsmedizinisch denkenden Tanztherapeuten werden ließ. Spezialtherapeuten explizit für Tänzer gab es damals nur in 7 Häusern auf der Welt. Kevin bekam in der Oper Graz die Aufgabe sich um die „Wehwechen“, die bei Profi-Tänzern ja ganz andere Dimensionen wie bei uns Normalbürgern haben, zu kümmern.

Am 7.7.2001 haben Kevin und Kathy hier in der Oper geheiratet. Geplant war eigentlich Venedig. Aber Kevin und Kathy fragten sich eines Abends: Why not? Eine für den Menschen Kevin Lewin meiner Meinung nach so bezeichnende Frage. Sie haben sich hier kennengelernt, sie arbeiteten hier, sie lebten hier also „why not?“ und so geschah es auch.

2003 gründeten sie dann die Ballettschule in der Luthergasse und es wäre nicht Kevin, wenn er nicht sofort auch an ein kleines feines Theater für die Ballettschule mitgedacht hätte. Und dieses wurde auch 2005 als Ausbildungsstätte für das Austrian Youth Ballet eröffnet. Seit damals existierte das „Nice Little Theatre“ zunächst in der Luthergasse, dann in der Thalia Graz und zuletzt im Heimatsaal in der Paulustorgasse. Das Theater lebte, weil sein „Nice Little Intendant“ in und mit ihm lebte, stets offen für Künstler aus allen anderen Sparten und bestrebt seinen Ballettschülern die Bretter zu bieten, die die Welt bedeuten.

Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er den jungen TänzerInnen in Graz Unglaubliches ermöglicht und sein Einsatz war ebenso vielfältig wie tatkräftig, denn das Verfolgen seiner Vision erforderte viel konkreten Einsatz und Kevin war in dieser Hinsicht multi-tasking: von der Organisation des Schulbetriebes, der Suche nach passenden Trainings- und Aufführungsorten, unzählige Auf- und Abbauten, Bühnenbildgestaltung und Bühnentechnik, Vertragsgestaltung, Einladung von internationalen TanzlektorInnen… Überall war er selbst einsetzbar und scheute auch die undankbarsten Aufgaben nicht.

Auch als Taxichauffeur für die Prüfungsfahrten der Schülerinnen war er im Einsatz.

In Kathys hervorragenden Ballettunterricht hat er sich immer wieder unterstützend für die Potentialentfaltung der Ausbildungsschülerinnen eingebracht, wollte seine Vision und sein Verständnis von Tanz vermitteln, oft auch auf recht unkonventionelle Weise.
Manchmal ist er auch vor fragenden Gesichtern gestanden, weil er oft gedanklich schon mehrere Schritte weiter war und so manches von den Tänzerinnen erst später erfasst wurde, nachdem sie selbst ein paar Schritte gemacht haben. Einmal haben die Ausbildungsschülerinnen gemeinsam mit ihm den Film über die „Möwe Jonathan“ angeschaut, denn die Botschaft der 1972 erschienenen „Möwe Jonathan“ von Richard Bach war bedeutend für das, was er selbst lebte und was er den Tänzerinnen mitgeben wollte.

Sie erzählt die Geschichte einer Möwe, die an die Herrlichkeit des Fliegens glaubt. Wie Jonathan wollte sich Kevin nie mit dem Mittelmaß und mit scheinbaren Grenzen abfinden, wollte neue Wege gehen und strebte nach Perfektion.
"Auch die Tänzerinnen ermutigte er, sich nicht von ihren Grenzen begrenzen zu lassen, sondern sie zu überschreiten, dabei aber immer auf ihren Körper zu hören."
Und bei allem Streben sollten schlussendlich trotzdem die Freude am Tanz und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund stehen.

Wie in der Ballettschule so versuchte Kevin auch auf dem Therapeutischen Sektor für seine Patienten immer bessere Behandlungsmethoden zu finden. So baute er über Jahre ein internationales Netzwerk von Komplementärmedizinern auf. Unter Ihnen Sir Dr. Peter Manners, der ein bekannter Schallwellen Therapeut und Wissenschaftler war und der weltberühmte Akkupunkturarzt Sir Dr. Anton Jayasuriya. Kevin hatte die Vision das Wissen der Besten übers das Internet in Vorlesungen an Studierende aus der ganzen Welt weiterzugeben und weltweit danach über Praktika wieder abzuprüfen. Auf Grund der in Sri Lanka stattfindenden Kongresse der „Medicina Alternativa“ und der „Open International University of Complementary Medicine“ war Kevin unzählige Male vor Ort und wurde als Mitglied des Ordens der Ritter von St John von Jerusalem auch zum Sir ernannt.

Unentwegt weiter zu üben und danach zu streben, das Bestmögliche aus sich heraus zu entfalten. Neues und Unbekanntes zu probieren und die Freiheit des Denken und Fühlens zu erfahren….

Er hat viel von sich selbst verlangt und dies auch in anderen zu mobilisieren versucht. Nicht immer war es einfach, mit ihm Schritt zu halten. Aber so ist so vieles möglich geworden und wir möchten dir, Kevin von Herzen danken. Dass Du so viel von Deiner Lebenskraft verschenkt hast und mit Deiner Begeisterung und Tatkraft auch uns allen neue Denk- und Lebenswelten gezeigt hast.

Dafür danken wir Dir!

Zusammengestellt von Oliver Haditsch mit einer Textspende von Angelika Monsberger

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